(Auszug aus
den Beiträgen im Literaturwettbewerb "Lustige Erzählung
und Gedichte)
Tengis Khachapuridse
Geburtstagsgeschenk
I
,Toll‘, dachte er bestens gelaunt, ,echt toll, dass man
so einen Freund hat! Nun ist das Problem endgültig gelöst.‘ Erfreut
las er die Mail noch einmal, die vor wenigen Minuten gekommen war
und lehnte sich vergnügt im Sessel zurück. Sein französischer
Geschäftspartner und guter Freund Pierre hatte fast wortwörtlich
das geschrieben, was er ihm gestern am Telefon diktiert hatte.
,Na ja‘, schmunzelte er vergnügt, ;der ist ja wirklich
eine treue Seele! Wer hätte schon meine Lage besser verstanden,
als ein Franzose? Pierre ist einfach pures Gold wert! Echt …‘
Das bisher unlösbare Problem war der immer näher rückende
Geburtstag seiner Frau. An sich natürlich nichts Besonderes,
aber dass ihr Geburtstag genau auf den seiner neuen Freundin Thea
fiel, machte ihn in den letzten Tagen recht nervös. Er hatte
der jungen Dame am Anfang der leidenschaftlichen und immer noch
recht frischen Beziehung leichthin versprochen, den Geburtstag
mit ihr allein zu feiern und den ganzen Tag ihr zu widmen. Woher
konnte er damals wissen, dass die beiden Frauen am gleichen Tag
geboren waren! Nun war es zu spät: Die süße Thea
hatte ihren Geburtstag inzwischen schon in allen Einzelheiten geplant.
Ein schönes Essen am Nachmittag in einem gemütlichen
und schicken Restaurant, dann Theaterbesuch (wie sie gemeint hatte – ein
ganz modernes und äußerst interessantes Stück in
einem kleinen aber sehr populären Kellertheater), danach eine
nette Bar und anschließend eine zauberhafte Nacht in ihrer
Wohnung bei Kerzenlicht und Champagner. Kurz – ganz wie in
klassischen Hollywood-Filmen, natürlich bis auf das verfluchte
Datum, das so unerbittlich heranrückte. Er wurde von Tag zu
Tag unruhiger und war fast verzweifelt. An die bevorstehende Reaktion
seiner Frau wollte er einfach nicht denken. Am Ende rief er – beschämt
und verzweifelt zugleich – Pierre an und schilderte ihm seine
unerfreuliche Lage. Pierre lachte herzhaft: „Voila, mon cher
Amie! Mach dir keine Sorgen! Ich schreibe dir gleich eine Mail,
als müsstest du dringend zu einem verdammt wichtigen Partnertreffen
nach Paris fahren. Sag mir nur, was ich da alles genau schreiben
soll und dann kannst du dich mit deiner süßen Maus ein
paar Tage rumwälzen. Man sagt, so was sei in unserem Alter
sehr gesund. Ha, ha, ha! Viel Spaß, mon Amie!“
Er atmete erleichtert auf: „Du liest ja meine Gedanken! Merci
Pierre!“, rief er hocherfreut aus, „genau darum wollte
ich dich bitten!“
So einfach hatte sich die Sache erledigt.
II
Der kleine Saal des Theaters, das laut Thea voll im Trend lag,
war bis auf den letzten Platz besetzt. Er kam sich für so
ein junges Publikum endlos alt vor. ,Na ja, was soll’s … Wenn
du eine junge Frau und dazu noch eine etwas jüngere Freundin
haben willst, musst du dir manchmal etwas gefallen lassen, was
dir nicht sonderlich am Herzen liegt …‘, dachte er
melancholisch und sah sich vorsichtig um. ,Aber die Bude hier hat
ja auch einen Vorteil – hier würde kaum jemand mich
erkennen‘, folgerte er fast erfreut. Doch ein kurzer Blick
aufs Publikum trübte seine Freude. ,Scheiße! Zwischen
mir und den Rumtreibern da liegt wohl wenigstens eine Generation … wirke
sicherlich auffallend alt.‘
[...]
Helmut Tews
Haarig
Mehren sich des Mannes Jahre
minimieren sich die Haare,
nicht an Armen, Bein und Brust –
auf dem Kopf droht der Verlust.
Nicht jeder ist drauf vorbereitet,
wenn sanft der Kopfschmuck ihm entgleitet.
Und so beginnt er mit dem Tönen,
dem Ondulieren und dem Föhnen,
greift schließlich voll Verzweifelung
zu Teebaumöl und Eselsdung,
trägt selbst bei schwüler Sommerhitze
die grob gestrickte Pudelmütze,
erwägt gar ein Toupet zu tragen.
Da hört er seine Liebste sagen,
dass einst sie für Yul Brunner schwärmte,
der jahrelang ihr Herz erwärmte.
Er war für sie die erste Wahl,
so männlich, und so stark – und kahl.
Dann streicht sie sanft ihm übers Haar –
ihr Jugendtraum wird endlich wahr.
Helmut Glatz
Seltsamer Traum
Ich träume manchmal, tief im Schlaf,
von einem blaukarierten Schaf,
das, träumend in sich selbst versenkt,
an eine gelbe Katze denkt,
und diese träumt, ganz selbstvergessen,
von einer fetten Maus zum Fressen.
Die Maus, ein Fantasieprodukt
der Katze, nur, weil es sie juckt,
träumt einen Floh: Ein Bösewicht,
der mich in meine Zehen sticht.
Ich wache auf und knack den Floh.
Verschwunden ist der ganze Zoo.
Alle weiteren Texte im Band „Auch so etwas gibt es. Lustige
Erzählungen und Gedichte“ nachzulesen.
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