Die Gewinnergedichte des "Lyrikwettbewerbes 2013"




6. Preis

Norma Gäbler

Wie ich schreibe
oder
Jamben und andere Gerichte

Dreifüßige Jamben genießt man am besten
gut durchgegrillt und stark gewürzt
am linken Tellerrand mit ein paar Resten
Kreuzreimlyrik, leicht gekürzt.

Vierfüßige dagegen:
vorsichtig erlegen,
medium gekillt,
mit Metrik angefüllt,
ohne zu tranchieren
unten rechts servieren!

Und Vorsicht vor Trochäen!
Die sind eine Gefahr,
wenn Du sie unbesehen
Dir holst in einer Bar.

Die können alles versauen,
wenn Du sie ungeschützt
benutzt, um zu verdauen,
was dann auch nix mehr nützt.

Im frühen Singular ein kleiner Jambus
mit nur einem einz´gen Bein,
kreuzt sich das Tier im hohen Bambus,
um pluralistischer zu sein,

mit andern seiner Art, nur viel mehr Füßen.
Doch ging das Ding zu seinen Lasten:
Statt sich den Plural zu versüßen,
starb er im Poesiebaukasten.


7. Preis

Volker Teodorczyk

Zurückgeblieben

Verpasst, den Flug
Den Starttermin
Es flog der Schwarm
Gar ohne ihn

Er bleibt im Land
Es windet kühl
Sein Federkleid
Gibt ihm Asyl

Das Feld, die Flur
Sind karg gedeckt
Ach hätt er sich
Doch eingecheckt

Die Winterzeit
Nicht ewig währt
Erkenntnis ist’s
Die Hoffnung nährt

Die Sonne gibt
Nun an, den Ton
Gelandet sind
Die Andren schon


8.Preis

Hermann Knehr

Hundstage

Der sommer knirscht in den angeln
abgenutzt und verbraucht
tage schleppen sich
heiß und schwer
staub auf den schuhen
die halme wie lanzen
das denken gelähmt
zeigt risse
wie der karge boden
ausgetrocknet und leer


9.Preis

Norbert Rheindorf

Freigabe

In alle Winde
verstreut
sind die Gefühle
die man freigibt
wie die Asche
toter Träume

nun sind sie
unfassbar, ungerichtet
leicht
fliegen sie umher
ohne das Blei
der Melancholie
die Seele
endlich frei vom Gift
der Resignation

um die eigene Achse drehen
schnell
wird der Horizont
kreisrund und damit
endlos
die Augen jagen
ihn entlang
im Schwindel, im Taumel
dann im befreiten Fall

der Kopf setzt
alles auf Anfang


10. Preis

Gerhard Nath

Mondnacht. Vorpommern

Froststarre Sichel
Fahllicht erfroren im Ellergeäst
Baumkronen ankern im Sternenmeer
Sicher am Himmel verwachsen
Die Stille
Das Staunen
Die grenzlose Weite

Dem Frieden ein Fest