Leseprobe
Bühne frei
Es sind die ersten Sekunden, die bei menschlichen Begegnungen
darüber entscheiden, ob sich Personen im späteren
Leben positiv oder negativ gegenüberstehen werden.
Aus diesem Grund wird bei Rock-Konzerten, Box-Veranstaltungen
oder auch Comedian-Auftritten schon zu Beginn des Spektakels
nicht nur gekleckert, sondern richtig geklotzt. Nebelkanonen,
Scheinwerfer-Großeinsatz und musikalische Dramatisierung
gehören heute längst zum Geschäft.
Sportler, wie beispielsweise Boxer, Ringer oder sogar
ganze Fußballmannschaften, bemühen vor dem
Auftritt auf musikalischer Ebene gerne zum 1000. Mal „Das
Auge des Tigers“ oder lassen andere heroisch klingende
Fanfaren für die nötige Stimmung sorgen. Sollte
dann noch irgendein Künstler live die Nationalhymne
trällern, ist der erste Höhepunkt bereits erreicht.
Da bleibt dann vor Ergriffenheit und Rührseligkeit
kein Auge trocken. Viele Gäste sind kurz darauf
richtig erleichtert, wenn das eigentliche Spektakel beginnt.
Endet dieses Spektakel für die Protagonisten positiv
mit dem Gewinn eines Pokals oder einer anderen Trophäe,
scheint es ebenso unausweichlich, dass im Anschluss die
in die Jahre gekommene Queen-Hymne „We are the
champions“ bemüht wird. Dann stehen sie da
alle Bier und Sekt duschend im Konfetti-Regen und freuen
sich. Manche vergießen dabei sogar ein paar Tränchen,
die natürlich dankbar von den Medienvertretern multimedial
eingefangen werden. Und dann ist meist schon der Augenblick
gekommen, in dem sich der jeweilige Reporter erwartungsgemäß mit
der Phrase „Mit diesen schönen Bildern gebe
ich zurück ins Studio“ verabschiedet.
Wehmütig denke ich da an die guten alten Zeiten
zurück, als Größen wie Max Goldt oder
Harald Hurst mit ihren Jute-Täschchen inklusive
2-3 Büchern plus Signierstift und einem Hefeweizen
bzw. einer Flasche Wein die Bühne betraten und ohne
großes Brimborium einfach präsent waren. Ihr
Auftritt startete mit dem Einschenken ihres Lieblingsgetränks,
welches sie gerne ausgiebig zelebrierten. Das war schon
damals richtig cool und kam viel besser als heute dieses
ganze Krach-Bumm-Stink-Theater.
Nun selbst in der Verlegenheit zu Beginn der Veranstaltung
eine spannungsgeladene, positive Atmosphäre schaffen
zu wollen und das Publikum in meinen Bann zu ziehen,
starte ich gerne mit einem Fesseltrick: Es war Sommer.
Draußen war es unerträglich heiß. Deshalb
suchte ich ein schattiges Plätzchen und fand dabei
sie - Angelina, langes braunes Haar, bestens proportioniert
- ein echtes Rasseweib im besten Alter. Auf ihrer Stirn
glitzerten kleine Schweißperlen, die sich ihren
Weg über ihren schlanken Hals und ein goldenes Amulett
weiter in die Schlucht zwischen ihren wohlgeformten Hügeln
bahnten und schließlich in der weit geöffneten
weißen Bluse verschwanden. Mir stockte der Atem
als sie mich plötzlich mit festem Blick fixierte
und fragte: „Was hätten Sie denn gerne, junger
Mann?“ Mit Mühe nahm ich meine Sinne zusammen
und stammelte: „Eine Kugel Schokolade und eine
Kugel Zitrone in der Waffel bitte“.
Genug gefesselt. Ganz im Stil und Geiste von Lemmy Kilmister
sage ich nur noch: „Ich bin Stefan Kleiber und
ich les‘ jetzt“. Gute Unterhaltung.
Erlebnis Einkauf
Welch ein Sonntag - schönes Wetter,
1000 Dinge könnt‘ ich tun,
sogar die Läden haben offen,
nichts wie weg zur Einkaufstour.
Die Idee haben noch andere,
Blechlawine Richtung Stadt,
freuen kann sich heute jeder,
der einen Platz zum Parken hat.
Ganz viel Spaß haben die Kinder,
vor allem, wenn sie kleiner sind
und in ihrem Wagen schlafen,
während die Einkaufsschlacht beginnt.
Heute ist es wieder billig
Rabatte, Schnäppchen, Attraktion,
in einem Laden lockt das Häppchen,
im anderen Mariacron.
Wird es morgen noch was geben,
seh‘ ich die Massen, glaub‘ ich‘s nicht,
wie hieß es doch: „Einkauf erleben“,
erleb‘ ich‘s noch mal, kauf‘ ich mir ‘nen
Strick.
Kleine Fußballkunde
Ob billig oder teuer,
ob Top-Spiel oder Scheiß,
beim Fußball da sind alle gleich
außer die Spieler,
die sind reich.